… mache ich meist nicht so gern – außer es gibt was zu sehen und fotografieren wofür es sich lohnt. Der Sonnenaufgang an sich, und die Stunde nach Sonnenaufgang, wo die Sonne noch tief steht, das Licht mehr von der Seite als von oben kommt und auch noch etwas warmtöniger und schmeichelnder ist, sind mir oft Anlass, in Indonesien kommt noch dazu, dass früh morgens oft noch gute Sicht herrscht, während es tagsüber dann wegen aufkommender Quellbewölkung eintrübt und u.U. sogar zu regnen anfängt.
So war der Vulkankegel des Kiematubo tagsüber immer von Wolken eingehüllt,
nur früh am Morgen gab es klare Sicht auf den Gipfel.
Der Kiematubo ist der hintere, weiter entfernte Kegel; er ist 1750 m hoch.
Besonders beliebt sind in Indonesien nächtliche Aufstiege zu besonderen Aussichtspunkten zum Sonnenaufgang – nicht nur wegen der vorstehend schon aufgeführten Gründe, sondern auch weil derartige Aufstiege tagsüber in der tropischen Hitze extrem anstrengend sein können.
So stieg ich also wenige Tage nach meiner Ankunft in Ternate nachts auf den Gipfel der Nachbarinsel Tidore, den Kiematubo. Das ist ein „schlafender“ Vulkan, dessen tiefer Krater mit dem üppigsten tropischen Grün zugewachsen ist, das ich je von oben gesehen habe.
Vom Gipfel des Kiematubo sieht man runter auf das „Hauptstädtchen“ von Tidore, Soasio, und rüber zu etlichen der Nachbarinseln, nämlich Ternate, Maitara, Mare, Moti, und Halmahera.
Die Einheimischen meinten, man brauche vom nächstgelegenen Dorf Gurabunga etwa 3 Stunden bis zum Gipfel. Wir brauchten dann gut 4 Stunden, da ich nicht gerade ein gut trainierter Bergsteiger bin und mit meiner schweren Fototasche nicht so schnell steigen konnte.
Oben angekommen machte ich zunächst Nachtaufnahmen,
dann versuchte ich noch ein paar Stunden zu schlafen, um zum Sonnenaufgang einigermaßen fit zu sein. Aber ohne jegliche Unterlage, ohne Windschutz und ohne ausreichend warme Kleidung gelang es mir nicht einzuschlafen. Da es den beiden Einheimischen, die meine Führer waren, auch nicht besser ging, rafften wir uns dann auf, rissen etliche Büschel von dem trockenen Schilfgras aus, das rund um den Gipfel wuchs, und machten ein Feuer, damit wir uns wenigstens die Hände wärmen konnten.
Bald darauf fing es auch schon an zu dämmern. Aus der Finsternis schälten sich nach und nach die Umrisse des Gamalama auf Ternate heraus.
Im Osten über Halmahera leuchtete der Morgenstern am schon hellen Himmel, während es in Soasio, das im Schatten einer hohen Wolke lag, noch ziemlich finster war.
Der Abstieg vom Kiematubo dauerte dann auch wieder 4 Stunden.
Die ganze Tour blieb mir noch weit über eine Woche ständig präsent – in Form des wahrscheinlich heftigsten Muskelkaters den ich je hatte. Ich konnte mich tagelang kaum rühren!
Das nächste Mal wo ich zum Sonnenaufgang fotografierte war dann am Ibu. Das hatte ich hier ja schon beschrieben.
Etliche Wochen später, auf Bali, bin ich noch ein paar mal früh aufgestanden. Am nördlichen Rand der äußeren Caldera des Batur gibt es Aussichtspunkte, von denen aus man bei guter Sicht 3 Vulkane sieht:
Ganz rechts, der nächstgelegene, hier von Wolken umwaberte, ist der Batur. Er ist etwa 5 km entfernt. Scheinbar gleich dahinter, aber doch schon 23 km weit von meinem Foto-Standort entfernt, der Agung. Und links im Bild erkennt man noch die charakteristische Silhouette des Rinjani. Er liegt 125 km entfernt auf der Nachbarinsel Lombok.
Es gehört schon etwas Glück dazu, so gute Sicht zu haben, vor allem wenn man wie ich in der Regenzeit kommt. Auf der Rückfahrt nach Süd-Bali musste ich das dann auch „büßen“ – es fing fürchterlich zu schütten an, so dass ich auf meinem Miet-Scooter trotz Regencape klatschnass wurde. In der Höhe – die Straße führt bis auf 1700 Meter – ist es dann auch nicht mehr sehr warm, so dass einem im Fahrtwind schnell verd***t kalt wird.
Der Rinjani war dann auch nur kurz zu sehen, nach Sonnenaufgang zog es über dem Meer rasch zu. Es blieb gerade noch Zeit die schräg über den östlichen Rand der Caldera einfallenden Sonnenstrahlen einzufangen, eine tolle Stimmung.
Da ich beim ersten Besuch dort oben noch nicht den optimalen Aussichtspunkt gefunden hatte kam ich zwei Tage später nochmal. Da wurde ich schon auf dem Weg nach oben nass – nicht vom Regen, sondern vom stellenweise wattedichten Nebel. Ich musste zeitweise Schritttempo fahren, weil ich kaum über das Vorderrad hinaussah.
Ich fand dann einen Ausblickspunkt der mir beim Blick auf die Topo-Karte im Smartphone besser schien, hatte aber bis kurz vor Sonnenaufgang wenig Hoffnung auf bessere Sicht. Ich baute trotzdem mein Stativ schon mal auf, ging aber dann in einen nahegelegenen, winzigen Kuhstall zu 3 Rindviechern die fürchterlich Angst vor mir hatten – weil es bei denen es deutlich wärmer war als im Freien. Kurz vor Sonnenaufgang riss es wider Erwarten dann auf, so dass ich noch ein hoch auflösende Pano von dieser fantastischen Landschaft schießen konnte. (Anklicken für volle Auflösung!)
Ganz rechts oben kurz vor dem Rand der Caldera sieht man noch Reste von dem Nebel, der mich bei der Anfahrt so ausgebremst und durchgenässt hat.
Auch in Java gibt es einige Aussichtspunkte wo es sich lohnt früh aufzustehen. Einer der bekanntesten ist sicherlich der Vulkan Bromo, wo sich allmorgendlich eine riesige Karawane von Jeeps zu einigen bekannten Spots aufmacht – nicht gerade romantisch, aber man muss ja nicht alles mitmachen was die (überwiegend „fußkranken“ ) Asiaten so machen: man kann auch zu Fuß da hoch wandern. Ist nicht mal besonders weit und hoch, nur etwa 4 km und 400 Höhenmeter ab Cemoro Lawang, dem Dorf am Rande der Caldera, wo es einige einfache Unterkünfte und Restaurants gibt.
Wenn man den Sonnenaufgang dort dann erlebt hat weiß man auch warum dieser Ausflug so beliebt ist. Was man zu sehen kriegt ist einfach fantastisch.
Wenn man rechtzeitig – also noch deutlich vor Sonnenaufgang – oben ist und sich einen einigermaßen guten Standort suchen konnte, sieht man zunächst im Osten das Morgengrauen,
dann die ersten Sonnenstrahlen,
und wenn man sich dann umdreht bietet sich einem dieser Anblick:
Im Vordergrund der Kegel des erloschenen Vulkans Batok, links dahinter raucht der Bromo, weiter hinten am Horizont pufft der Semeru immer wieder kleine „Atombomben-Pilzchen“ in die Atmosphäre, die allerdings vom starken Wind in dieser Höhe (3000m) immer recht schnell verblasen werden.
Wenn man voll hin zoomt erkennt man rechts eine Reihe Leute – und schon sieht der „Atompilz“ gar nicht mehr so klein aus…
Bei meinem nächsten Besuch puffte der Semeru auch einmal kurz vor Sonnenaufgang. Das rosa Licht färbte den Rauchausstoß entsprechend.
Der Rauch des Bromo blieb als Nebel in der Caldera liegen und strömte dann links über den Rand durch das Dorf das dort liegt, Cemoro Lawang.
Den Bromo selbst sah man vor lauter Nebel kaum.
Auf Java gibt es noch ein sehr beliebtes Ziel bei dem es sich gleich aus mehreren Gründen lohnt früh aufzustehen: der Borodudur. Der weltgrößte buddhistische Tempel wird jedes Jahr von etwa 2 Millionen Besuchern gestürmt. Man kann sich leicht ausrechnen wieviele pro Tag das dann sind … im Schnitt etwa 5.500. Wobei aber der Besucheransturm keineswegs immer gleich ist. An „gut besuchten“ Tagen in der Hauptferienzeit können es auch mal 10.000 sein. Zwar ist der Tempel groß, so dass sich die Besucher etwas verteilen, und nicht jeder Besucher bleibt einen ganzen Tag. Aber jeder will natürlich mal auf die Spitze hoch, und so ist das UNESCO Weltkulturerbe-Monument zu den regulären Öffnungszeiten immer sehr stark frequentiert. Die reguläre Öffnungszeit beginnt um 6 Uhr früh, also ziemlich genau zum Sonnenaufgang. Da finden dann manchmal regelrechte Rennen vom Eingangstor hoch zum Tempel statt!
Besser ist es, sich einen kleinen Luxus zu gönnen und sich die spezielle Borobudur Sunrise Tour für ca. 30 Euro zu leisten, die vom Manohara Hotel angeboten wird. Dann darf man schon ab 4:30 – also noch vor Beginn des Morgengrauens – hoch zum Tempel, lange bevor die Horden von (überwiegend einheimischen) Touristen einfallen und mit ihrer lautstarken Art die mystische Sonnenaufgangsstimmung zunichte machen. Auch zu dieser Zeit ist man nicht ganz allein, aber der Ansturm hält sich in noch gut erträglichen Grenzen.
Nur um diese Zeit hat man Chancen, zumindest Teile der Anlage ganz ohne Personen im Bild zu erwischen:
Auch von Weitem sieht der Borobudur im früh morgendlichen Dunst am schönsten aus:
Vor Ort bietet sich einem kurz vor Sonnenaufgang dieser Anblick:
Der dunkle Schatten am Himmel wird vom Vulkan Merapi östlich vom Borbudur verursacht.
Alle warten gespannt auf die Sonne…
… anstatt auch mal einen Blick in die (scheinbar unberührte) tropische Natur der Umgebung zu werfen, über der noch die Morgennebel wabern:
Sobald die Sonne dann über dem Vulkan auftaucht …
… und den Tempel in mildes Morgenlicht taucht …
… wird es schnell blendend hell …
… und man spürt auch bald die aufkommende Hitze des Tages.
Wenn dann der Ansturm der Tagesbesucher einsetzt kann hat man die besten Bilder schon im Kasten und kann zum Frühstück zurück ins Hotel.
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